Abstract
Arbeiten zum Thema Mehrsprachigkeit plädieren meist für die Vielfalt der Sprachen und wittern im Bedürfnis nach einer Einheitssprache die Gefahr des Totalitären oder eines Verlustes von kritischer Distanz und Reflexion. Rilkes Dichtung geht jedoch davon aus, dass sich die beiden Optionen weniger ausschliessen als vielmehr gegenseitig bedingen und hervorbringen. Eine wichtige Rolle für das Verständnis dieses Zusammenhangs spielt der Vers, der für Rilke sowohl an der Entstehung der Sprachenvielfalt als auch an der Verwirklichung einer ereignishaften Einheitssprache beteiligt ist.