Abstract
Das aktuelle Konzept der «lebendigen Traditionen», mit dem die Schweiz die UNESCO-Konvention zum Schutz des immateriellen Kulturerbes umsetzt, hat historische ideelle Vorläufer. Die dem «Kulturerbe» ähnlichen Konzepte wie «Volkstum» und «Volkskultur» um die vorletzte Jahrhundertwende lassen sich jedoch nicht nur als Rettungs- und Sammlungsbewegungen verstehen, sondern sie waren, so unsere These, vor allem gesellschaftliche Neuordnungsversuche. Der wissensgeschichtlich orientierte Beitrag untersucht auf der Grundlage von Archivalien und publizierten Quellen Konzepte, Akteure und gesellschaftliche Situierung früher volkskundlicher Sammlungsprojekte und zieht ausblickend Parallelen zu gegenwärtigen Heritage-Prozessen.