Abstract
Im Artikel werden zunächst die Arbeiten des Zürcher Arztes Gustav Adolf Wehrli zur Volksmedizin und seine volksmedizinische Sammlung vorgestellt. Zweitens geht es um die Forschungen von Margarete Möckli-von Seggern, die seine Sammlung für das Fach erschloss und die volksmedizinischen Fragestellungen ausdifferenzierte, was indessen nicht zu einer breiteren Beschäftigung mit dem Gegenstand in der (schweizerischen) Volkskunde führte. Paradoxerweise sind volksmedizinische Wissensbestände heute weiterhin populär und leben u.a. im neuen Gewand der „lebendigen Traditionen“ wieder auf. Ausgehend von der Frage, wie volksmedizinische Narrative „shape health beliefs, practices, and politics“ (Briggs 2012, 329) wird daher im dritten Teil untersucht, wie wirkmächtige Vorstellungen über alternative Heilpraktiken politische Entscheidungsprozesse beeinflussen und mit Kulturerbeprozessen verwoben sind.