Abstract
Bei der Beschäftigung mit dem Werk von Catharina Regina von Greiffenberg kann man sich nur schwer dem Sog ihrer Sprache entziehen, der einen in eine Bild- und Klangwelt zieht, in der sich geläufige Strukturen der Wahrnehmung aufheben, die Hinfälligkeit des Seins sich in der Gewalt des sich äussernden Körpers zeigt und die Macht des Denkens die kleinste Materie ins All vergrössert. Hier wird literarisches Schreiben zum Ort einer Überwindung materieller Bedingungen: Klang, Bild, Tinte, Schreib-Rohr und Feder werden in einer spezifischen Zubereitung und Komposition zu Medien eines grenzsprengenden Vorstellungsraums, in dem sich Objekt und Subjekt genauso vermengen wie Mikro- und Makrokosmos, die Logik der Differenz im Matteriellen sich zu einer Logik der Analogie und Annäherung, wenn nicht Ähnlichkeit im Sprachlichen wandelt. Dieser kleine Band versteht sich als Einladung zu neu intensivierter Lektüre von Greiffenbergs Werk, das getragen ist von einer "Denke=Lust" als Spannungsbogen zwischen Leiblichkeit und sprachlicher Performanz und einer sich in diesem Prozess ergebenden "Wunsch=Unendlichkeit". Unter Mitarbeit von Damaris Leimgruber.