Abstract
Growing old differently – the phrase is intended to call something other to mind than merely the fact that images and forms of old age and aging have multiplied and diversified to an enormous extent. The suggestion put forward here is that otherness (as opposed to mere differences) should be positively reinforced. In other words, it is not just a matter of noting different forms of old age and aging but, more than this, of seeking out opportunities for aging differently. In order to explore this, the article follows an older strand of theory which has recently come to be quoted frequently in gerontology: the phenomenology of difference as reasoned analytically by Lévinas and Sartre and applied to gerontology by Améry and de Beauvoir. Here, opportunities for aging depend crucially on the way we look at it, how we observe and describe it, and, not least, how gerontology frames it. A distinction is made between two perspectives and their associated consequences for old age: alienation and alterity. Alienation means looking at old age above all as a disconcerting „other“, as a perplexing, problematic deviation from the norm of vitality. Alterity, by contrast, refers to different options for living life in old age – options to be explored and opened up in contradistinction to cultural or academic alienations. Not least, then, the article appeals for diversity in scholarly approaches and for cross-disciplinary perspectives.
Anders altern – unter dieser Formel soll etwas Anderes bedacht werden als die Tatsache, dass sich Bilder und Formen des Alter(n)s enorm vervielfältigt und differenziert haben. Es wird der Vorschlag unterbreitet, Andersheit zu stärken gegenüber bloßen Differenzen. Es geht also nicht nur um differenzielles Alter(n), sondern darüber hinaus um Möglichkeiten, anders zu altern. Dafür folgt der Beitrag einer älteren Theorielage, die in der Gerontologie neuerdings wieder vermehrt zitiert wird: der Phänomenologie der Andersheit, wie sie von Lévinas und Sartre begründet und von Améry und de Beauvoir gerontologisch gewendet worden ist. Möglichkeiten des Alter(n)s hängen demnach entscheidend von der Art und Weise ab, wie wir es in den Blick nehmen, wie wir es beobachten und beschreiben, welche Rahmungen nicht zuletzt die Gerontologie vornimmt. Dabei werden zwei Sichtweisen und damit verbundene Konsequenzen für das Alter unterschieden: Alienation und Alterität. Alienation heißt, dass das Alter v. a. als ein befremdliches Anderes in den Blick kommt, als eine irritierende, problematische Abweichung von der Vitalitätsnorm. Alterität bezeichnet andere Lebensmöglichkeiten im Alter, die im Widerspruch gegen kulturelle und wissenschaftliche Alienationen zu erkunden und zu eröffnen wären. Dafür wird nicht zuletzt für wissenschaftliche Vielfalt und disziplinäre Perspektivenverschränkungen plädiert.