Abstract
Hintergrund: Die Gesundheitskosten steigen in der Schweiz ungebremst. Chronische Rückenschmerzen tragen zu einem großen Teil zur Kostenentwicklung im Gesundheitswesen bei. Diese Studie hatte zum Ziel die direkten und indirekten Folgekosten und allfällige Unterschiede in Abhängigkeit vom Alter, vom Geschlecht, von der Schmerzlokalization und vom Rehabilitationspotenzial bei Patienten mit chronischen Rückenschmerzen ab Beginn eines stationären Ergonomietrainingsprogramms zu erfassen.
Methode: Von 145 Patienten, die 1999 und 2000 eine stationäre Rehabilitation absolvierten, wurden die Kosten der Rehabilitation und der nachfolgenden ambulanten Leistungen sowie die indirekten Kosten bis 12 Monate nach Abschluss der stationären Rehabilitationsbehandlung erfasst und analysiert. Die Kosten für die medizinischen Leistungen wurden anhand des eidgenössischen Ärztetarifs und die Medikamentenkosten gemäß der Spezialitätenliste des Bundesamtes für Gesundheit und gemäß Arzneimittelkompendium der Schweiz berechnet. Die indirekten Kosten wurden mit dem human capital-Ansatz aufgrund der tatsächlichen Arbeitsunfähigkeit nach der Rehabilitation errechnet. Zusätzlich erfolgten vergleichende Analysen nach Geschlecht, Schmerzlokalization, Alter und Rehabilitationspotenzial (prädiktive Faktoren nach Kool und Oesch).
Resultate: Es konnten die direkten Kosten von 134 Patienten und die indirekten Kosten von 133 Patienten erfasst werden. Die Totalkosten der direkten medizinischen Leistungen beliefen sich für die 134 Patienten auf 7 802 Euro/Person. Den größten Kostenanteil verursachten die stationären Rehabilitationskosten, gefolgt von den im ambulanten Rahmen absolvierten Physiotherapien, den Arztleistungen und den Medikamentenkosten. Zwischen den Geschlechtern, den Altersgruppen und den Schmerzlokalizationen waren keine statistisch signifikanten Unterschiede festzustellen. Dagegen generierten die Patienten mit geringem Rehabilitationspotenzial signifikant höhere direkte ambulante medizinische Kosten. Patienten mit vorhandenem Rehabilitationspotenzial verursachten um 21% statistisch signifikant tiefere indirekte Kosten als Patienten mit fehlendem Rehabilitationspotenzial.
Schlussfolgerungen: Bezüglich direkten medizinischen Folgekosten bestehen keine statistisch signifikante Unterschiede bezüglich Geschlecht, Alter und Schmerzlokalization. Dagegen weisen Patienten mit fehlendem Rehabilitationspotenzial höhere direkte und indirekte Folgekosten auf als Patienten mit vorhandenem Rehabilitationspotenzial.