Abstract
Die zahlreichen Grabungen ergaben eine Fülle von Befunden, die mit Ausnahme der bronzezeitlichen Befunde aus der Zeit von etwa 1500 – 800 v. Chr. noch nicht umfassend ausgewertet und publiziert wurden. Eine Besiedlung in der Eisenzeit nach 800 v. Chr. ist durch einige Bodenbefunde und zahlreiche Keramikscherben belegt. Die nächst jüngeren Siedlungsbefunde stammen aus der Spätantike und dokumentieren einen spätrömischen Werkbau aus dem 3./4. Jahrhundert. Ziegelfunde belegen Steingebäude in der Umgebung des Klosters. Materialuntersuchungen zeigen, dass die Ziegel in Müstair selbst hergestellt worden waren. Damit ist eine spätrömische Siedlung in Müstair belegt, welche das Bild der in den letzten Jahren im oberen Vinschgau und in Taufers gefassten römischen Siedlungen ergänzt.
Eine grössere Zahl von Befunden aus dem Frühmittelalter vor dem Baubeginn des karolingischen Klosters um 770 n. Chr. belegen eine vorkarolingische Besiedlung des Klosterareals, ohne dass Siedlungsstrukturen erkennbar wären. Der Bau des karolingischen Klosters im letzten Viertel des 8. Jahrhunderts hat ebenfalls Spuren in Form von Pfostenlöchern, Gräben und Gruben hinterlassen. Die wenigen Befunde von Steingebäuden im Westhof aus dieser Zeit lassen sich als Wirtschaftsgebäude mit anschliessendem Wohnraum deuten. Das wichtigste durch Mauerbefunde belegbare Gebäude aus dem Hochmittelalter datiert aus dem 13. Jahrhundert. Ein Wasserkanal auf seiner Ostseite gehört zu einem Wasserrad, dass vermutlich ein Mühlwerk in diesem Gebäude angetrieben hat, was eine Interpretation als Klostermühle nahelegt. In den Wirren des Schwabenkrieges wurde das Kloster im Jahr 1499 zerstört und anfangs 16. Jahrhundert neu aufgebaut.