Abstract
Zu Recht befassen sich Vertreter der theologischen Ethik heute mit Fragen des Gemeinwohls. Doch sollten wir die Bedingungen, die mit der Einladung zur Teilnahme an der «öffentlichen Diskussion» verbunden sind, nicht kritiklos akzeptieren. Denn die Öffentlichkeit des liberalen Staats ist ein Raum, der durch die Gewalt des Rechts definiert wird. Theologische Ethik kann dazu beitragen, dass die Politik säkular bleibt, dass das Recht aus dem Mittelpunkt gerückt oder «entlastet» wird. Doch dies setzt gerade voraus, dass sie der Versuchung widersteht, sich in einen säkularen, immanenten Rahmen einzufügen. Denn wenn sie Zwecke, die diesen Rahmen sprengen, verleugnet oder ignoriert, fügt sie sich dem Souveränitätsanspruch des Staats über diese Fragen. Die Gefahr einer rein immanenten Ethik ist eine sakralisierte Politik.