Abstract
Glück wird gegenwärtig inflationär erforscht, in populären Ratgebern behandelt und gleichzeitig als wissenschaftlich unbrauchbare Kategorie wieder verworfen. Glück verweist jedoch, so die Thesen im folgenden Artikel, auf spezifische gesellschaftliche Entwicklungen, die über eine konsumsoziologische und philosophische Perspektive hinaus als gesellschaftliche Ordnung des Glücks bezeichnet werden können. Die Wertigkeit und das Erleben von Glück sind heterogen und individuell verschieden. Strategien der Vermittlung und Voraussetzungen des Vollzugs von Glückserfahrun-gen im Alltag jedoch sind eng verknüpft mit strukturellen Bedingungen und kol-lektiven Mustern des Erlebens. Sie sind eingebettet in raumrelevante Umwertungs-prozesse und in dramaturgisch aufbereitete Kulissen des Glücks sowie in die zeitli-che Verfasstheit unseres Alltags. Sie hängen mit milieuspezifischen Voraussetzungen zusammen, sich im weiten Feld der Massen- und Konsumkultur zu orientieren und das Projekt des «Schönen Lebens» erfolgreich zu inszenieren. Eine Einbettung der Glücksforschung in Perspektiven der Stadtforschung und Kulturanalyse ermöglicht es daher, den postulierten Differenzierungs- und Exklusionsprozessen nachzugehen und Glück als wissenschaftliche Kategorie zu vertiefen.