Abstract
Der Western, das ist sengende Sonne und staubige Prärie. Der Western, das ist Gelb und Braun und Rot, die Farben des Sandes und der Erde und der Tafelberge des Monument Valley. Und darüber aufgespannt, das Blau des weiten Himmels. Die Farben des Westerns bilden ein Koordinatensystem: sie geben Wege und Richtungen vor und markieren jenen Horizont, zu dem sich der einsame Cowboy immer wieder aufs neue aufmachen muss. Beginnt es aber im Western zu schneien, ändert sich alles. Mit den meteorologischen Aggregatzuständen wechseln auch die Regeln eines Genres. Im Schneegestöber verliert der Western seine Farben und seine Orientierung, buchstäblich und im übertragenen Sinne. Der Schneewestern ist selber zugleich Vertreter und Demontage einer Gattung: Der Schneewestern lässt uns verstehen, was Western war und nun nicht mehr ist.