Abstract
Zusammenfassung: Die Idee der Wirksamkeit von Erziehung und Unterricht wurde in den vergangenen Jahrzehnten in unterschiedlicher Weise problematisiert. Erstens wird häufig eingewandt, es sei faktisch unmöglich, Lernen in kontrollierter Weise zu erzeugen. Diese Auffassung wird oft mit systemtheoretisch-konstruktivistischem Vokabular untermauert, lässt sich aber auch unter Verwendung klassischer philosophisch-pädagogischer Begriffe (z. B. Person, Willensfreiheit, Autonomie) begründen. Zweitens wird - auf der Grundlage des zuletzt genannten Vokabulars - eingewandt, der Versuch kausaler Beeinflussung von Lernenden sei moralisch fragwürdig, weil er das Gegenüber nicht als Subjekt oder Person respektiere, sondern zum bloßen Objekt herabstufe. Im ersten Teil des Beitrags wird ein Modell pädagogischer Wirksamkeit skizziert, welche sich sowohl von kausal-deterministischen als auch von systemtheoretisch-konstruktivistischen Modellen absetzt. Dabei wird Unterricht als interpersonales Geschehen konzipiert. Auf dieser Grundlage wird im zweiten Teil genauer nachgefragt, inwiefern die Idee der Wirksamkeit mit der moralischen Forderung nach Respekt vor Personen vereinbar ist