Abstract
Philosophus orator – der Philosoph und der Redner, der Philosoph als Redner. Rhetorik und Philosophie stehen seit den Anfängen des abendländischen Denkens in einem komplexen Verhältnis zueinander, das von Konkurrenz und gegenseitiger Ablehnung ebenso wie von wechselseitiger Adaptation und Interdependenz geprägt ist. Es hat seinen guten Grund, dass dieser Band Michael Erler gewidmet ist, der neben seinen Studien zu Epikur und zum Epikureismus vor allem als Platon-Forscher und Autor des wohl wichtigsten neueren Buchs über Platon bekannt ist. Zwar hat Epikur der Rhetorik bekanntlich keine große Bedeutung zugemessen, und auch Platon hatte sich in seiner antisophistischen Polemik gegen die Trennung rhetorischer Fertigkeiten von der Philosophie und der Wahrheit gewandt. Aber bei wohl keinem anderen Philosophen greifen das Literarische und das Philosophische so eng ineinander, wie Michael Erler selbst in einer Fülle von Beiträgen gezeigt hat.
Im vorliegenden Band wird die Allgegenwart rhetorischer Elemente und Strategien in philosophischen Texten in einem diachronen Zugriff von den Anfängen bei den Vorsokratikern bis in die Spätantike und – in Form eines Ausblicks – bis ins Mittelalter und bis zu Hegel untersucht.