Abstract
Die Lähmung der Beuge- oder Streckfunktion des Ellenbogens beeinträchtigt die Funktion der gesamten oberen Extremität in hohem Maße. Zur chirurgischen Rekonstruktion stehen verschiedene Verfahren zur Verfügung.
Liegt eine periphere Nervenschädigung erst kurze Zeit zurück, sollte eine anatomische Rekonstruktion mittels Nervennaht oder Nerventransplantation versucht werden. Alternativ ist eine Nerventransposition möglich. Nach mehr als 12–18 Monaten ist eine Reinnervation der gelähmten Muskeln nicht mehr zu erwarten. Dann können motorische Ersatzoperationen mit Muskeltranspositionen hilfreich sein. Eine Rekonstruktion der Flexion ist vorwiegend nach Plexusschäden erforderlich, bei denen die Mm. biceps brachii, brachioradialis sowie brachialis verloren gehen. Als Ersatzmotoren stehen die Mm. latissimus dorsi, pectoralis major und triceps brachii zur Verfügung. Daneben ist eine Proximalisierung der Unterarmbeuger- und -pronatorenmuskeln (Steindler-Operation) möglich. Die Indikation zur Verlagerung der M. latissimus dorsi zur Ellenbogenbeugung besteht vor allem bei Defekten des vorderen Muskelkompartiments. Bei proximaler N.-radialis-Läsion eignet sich die Latissimustransposition auch zur Wiederherstellung der Ellenbogenstreckung.
Bei Patienten mit Tetraplegie wird die Ellenbogenstreckung meist mittels des um ein Sehnentransplantat verlängerten hinteren Anteils des M. deltoideus oder durch eine Bizeps-pro-Trizeps-Umlagerung rekonstruiert.
Schlüsselwörter: Ellenbogenbeugung - Ellenbogenstreckung - Neurotisation - Spendermuskel - Muskeltransposition