Abstract
Im Gegensatz zum Italienischen gibt es in Deutschschweizer Dialekten keine stimmhaften Obstruenten, sondern (stimmlose) lenes, die sich von den (ebenfalls stimmlosen) fortes hauptsächlich in der Dauer unterscheiden. Aufgrund der gängigen Modelle der L2-Phonologie ist anzunehmen, dass Deutschschweizer Lernende stimmhafte Obstruenten des Italienischen an die lenes ihrer L1 ‘assimilieren’; eine kontrastive Analyse legt zudem nahe, dass dies bei /dz/, /dʒ/ und s+CVerbindungen besonders häufig der Fall sein könnte.
Diese Hypothesen wurden im Wesentlichen durch eine akustische Analyse von 644 italienische Obstruenten bestätigt, die von 10 Zürcher Mittelschülern realisiert wurden. Dabei ergaben sich gewisse Unterschiede zwischen den einzelnen Sprechern, aber auch aufgrund der Faktoren ‘Konsonant’ und ‘Kontext’; letztere können z.T. anhand von Markiertheitsüberlegungen erklärt werden.