Abstract
Der klinische Alltag konfrontiert Fachpersonen aus Medizin und Pflege regelmässig mit ethischen Problemen, die gemeinsam mit Patienten und deren Angehörigen angegangen werden müssen. Entsprechend sollte der Umgang mit ethischen Fragen Teil der Aus- und Weiterbildung von Fachpersonen sein, wobei dies meist Deliberation umfasst. Psychologische Kompetenzen werden durch diesen Ansatz meist nur indirekt gefördert. Wir stellen in diesem Beitrag das Konzept der «moralischen Intelligenz» vor, das aktuelle Kenntnisse der Moralpsychologie mit ethischen Gesichtspunkten vereint und Kompetenzen definiert, die Gegenstand von Diagnose und Training sein können. Anhand der moralischen Sensitivität wird skizziert, wie solche Kompetenzen messbar gemacht werden und zur Weiterentwicklung der Aus- und Weiterbildung in Ethik sowie als Instrument zur Entwicklung diagnostischer Verfahren dienen können.
The clinical routine confronts medical professionals regularly with ethical issues that need to be addressed together with patients and their close relatives. Thus, handling of ethical issues should be part of education and training of health care professionals, and this usually includes deliberation. Psychological skills are encouraged by this approach only indirectly. In this contribution, we introduce the concept of “moral intelligence” that integrates current knowledge of moral psychology with ethical considerations and defines moral competencies that may be the subject of diagnosis and training. Using moral sensitivity as an example, we outline how such skills can be made measurable, how they can be used for training in ethics and as tools for developing novel diagnostic instruments.