Abstract
Haftstrafen für junge Erwachsene werden in der Schweiz zumeist zugunsten einer mehrjährigen Maßnahme zurückgestellt. Im Rahmen von Sozialtherapie und Berufsausbildung soll früheres Problemverhalten aufgearbeitet und die Befähigung zur selbständigen Lebensführung unterstützt werden. Anhand von Interviews mit zwei jungen Männern, die im Rahmen einer Längsschnittstudie erhoben wurden, werden deren Integrationskonflikte, mit denen sie sich in und nach der Maßnahme auseinandersetzen müssen, exemplarisch untersucht. Ihre Erzählungen bieten einen Zugang zu den eigensinnigen Verarbeitungsweisen von institutionellen Interventionen sowie den daran anschließenden Übergängen. In beiden Fällen zeigen sich spannungsreiche Auseinandersetzungen mit äußerlichem Anpassungsdruck, dem auf je spezifische Weise begegnet wird. Es bieten sich aber auch Möglichkeiten für den Aufbau kontinuierlicher Beziehungen, die Aneignungsprozesse unterstützen. Die Herausbildung von Arbeitsfähigkeit ist in tätigkeitsbezogene Anerkennungserfahrungen eingebettet und bildet neben persönlichen Beziehungsnetzen einen zentralen Baustein für die biographische Anschlussfähigkeit einer autonomeren Lebensgestaltung. Durch die zunehmende Etablierung eines veränderten Selbstbildes wird die Überwindung früherer delinquenter Verhaltensweisen unterstützt.