Abstract
Jean Gebser (1905–1973) hat als Dichter, Übersetzer und Philosoph ein vielschichtiges und beziehungsreiches Werk geschaffen. Seine Philosophie gründet in der eingehenden Beschäftigung mit den Phänomenen Sprache und Dichtung sowie mit einzelnen Dichtern: Eliot, Mallarmé, Valéry, Aragon, Lorca, Guillén, Hölderlin, Trakl und vor allem Rilke sind zu nennen. Picasso, dessen Kunst Gebsers Philosophieren ebenfalls nährte, schenkte ihm die auf dem Cover dieses Bandes abgebildete Zeichnung.
«Lass mir diese, meine Stimme», dieser zweite Band der Jean-Gebser-Reihe, versammelt Schriften – «Der grammatische Spiegel», «Rilke und Spanien», «Lorca oder das Reich der Mütter» –, ausgewählte Essays und literarische Übersetzungen, die den poetischen Hintergrund von Gebsers Philosophieren in den Vordergrund rücken.
Gebsers Übersetzungstätigkeit ist eine der Hauptquellen für seine Einsichten in die strukturelle Vielschichtigkeit der Sprachen. Er hatte in Spanien Dichter der bedeutenden «27er-Generation» übersetzt, von denen einige, wie Salinas, Guillén, Lorca und Aleixandre, Weltruhm erlangten. Zahlreiche seiner Übersetzungen sind heute immer noch die einzigen in deutscher Sprache. Es sind hier parallel zu den Übersetzungen erstmals die spanischen Gedichte mit abgedruckt und zudem bislang unveröffentlichte Übersetzungen aus Gebsers Nachlass, der im Schweizerischen Literaturarchiv (Bern) aufbewahrt wird, berücksichtigt worden.
Beiträge von Elmar Schübl, Gina Maria Schneider und Rudolf Hämmerli sind unterschiedlichen Aspekten von Gebsers in diesem Band präsentierten Frühwerk gewidmet.