Abstract
Aufbauend auf Erkenntnissen aus verschiedenen Disziplinen verfestigen sich die Belege, dass die Erde im Anthropozän, der Menschenzeit, angekommen ist. Dieser Beitrag geht der Frage nach, was diese Erkenntnis für Schule und Unterricht bedeutet und wie das Anthropozänkonzept für die Einbindung von Nachhaltigkeitskontexten in Schule fruchtbar gemacht werden kann. Dafür wird der Stand der Forschung im Bereich Bildung für Nachhaltigkeit in der Schule analysiert. Aufbauend darauf wird exemplarisch anhand der Deutschen Bildungsstandards der naturwissenschaftlichen Fächer aufgezeigt, wie das Anthropozän für die Implementierung von Nachhaltigkeit in den Unterricht herangezogen werden kann. Die Menschheit im Anthropozän Der Mensch hat den Planeten Erde mittlerweile in vielen Bereichen umgegraben: 77% der eisfreien festen Erde sind vom Menschen bereits verändert worden. Die globalen Süßwasservorkommen sind fast zur Hälfte vom Menschen kontrolliert, die anthropogenen Stickoxid- und Schwefeldioxidemissionen sind größer als natürliche Quellen, die atmosphärische Konzentration an CO2 und CH4 war seit mindestens 650.000 Jahren nicht so hoch wie heute, die mittlere Erosionsrate der Böden hat sich durch den Menschen verdreißigfacht, die Aussterberate von Organismen ist mindestens hundertmal höher als die natürliche Aussterberate. Die Übernutzung des Planeten durch uns Menschen zeigt bereits Wirkung: Zwischen 1901 und 1910 gab es 82 Katastrophen, zwischen 2005 und 2014 mehr als 4.000. Durch besseren Katastrophenschutz ist die Zahl der Toten rückläufig, aber die Zahl der Betroffenen steigt. Die wirtschaftlichen und sozialen Kosten der Katastrophen explodieren (Niebert, 2015). Die Menschheit ist zum stärksten Treiber geo-ökologischer Prozesse geworden. Seit der industriellen Revolution ist sie zu einer Kraft aufgestiegen, die die Fähigkeit des Erdsystems untergräbt, sich selbst zu stabilisieren.