Abstract
Die Diagnose und Therapie neonataler Anfälle stellen auch für erfahrene Neonatologen oder pädiatrische Epileptologen eine Herausforderung dar. Eine Unterscheidung zwischen epileptischen Anfällen und paroxysmal auftretenden Bewegungsmustern oder -automatismen ist ohne gleichzeitige EEG-Aufzeichnung oft sehr schwierig. Fehlinterpretationen führen immer wieder zu einer Fehlbehandlung. Die Erkenntnis, dass Anfälle bei Neugeborenen mit akuter neurologischer Pathologie zu weiterer zerebraler Schädigung führen und die Entwicklungsprognose negativ beeinflussen
können, macht eine rasche Diagnostik und Therapie erforderlich. Publizierte Therapiekonzepte beruhen auf den langjährigen Erfahrungen mit den etablierten Medikamenten wie Phenobarbital und Phenytoin. Von den neueren Medikamenten beginnt sich Levetiracetam zu etablieren. Dieses Medikament wird seit kurzem im Behandlungsprotokoll des Kinderspitals Zürich als Mittel der 1. Wahl eingesetzt. Für alle zur Therapie neonataler
Anfälle eingesetzten Medikamente gilt, dass Studien der Evidenz-Klassen 1 und 2 bezüglich ihrer Wirksamkeit und Tolerabilität fehlen. Die Therapie wird nicht selten mit für diese Altersgruppe nicht zugelassenen Substanzen, also „off-label“ durchgeführt. Randomisierte
kontrollierte Studien sind aber nötig, um risikoarme und wirksame Therapieprotokolle für Anfälle im Neugeborenenalter zu etablieren.