Abstract
Kooperatives und altruistisches, von sozialen Normen geleitetes Handeln ist ein klassisches Thema der Sozialwissenschaften. Der Beitrag knüpft an diese Thematik an, indem er eine spezifische Form des organisierten Altruismus in industrialisierten individualistischen Gesellschaften betrachtet. So ist festzustellen, dass Markthandeln immer stärker mit normativen Ansprüchen konfrontiert und zum Teil auch immer stärker durch normative Ansprüche geregelt wird. Der Aufsatz analysiert dieses Phänomen am Beispiel der Nachfrage nach fair gehandelten Produkten. Für diese zeigt sich, dass es deutliche Unterschiede im Konsumniveau zwischen verschiedenen Ländern gibt. Im Sinne eines „most similar design“ werden in dieser Studie die Unterschiede im Konsum fair gehandelter Lebensmittel für zwei benachbarte und vergleichsweise ähnliche Länder – der Bundesrepublik Deutschland und der Schweizerischen Eidgenossenschaft – untersucht. Ein solcher auf zwei Länder fokussierter Vergleich ermöglicht detaillierte Messungen der erklärenden Variablen. Die Analysen basieren auf Umfragedaten, die auf der Grundlage von Zufallsstichproben in Zürich und Köln gewonnen wurden. Die empirischen Resultate zeigen, dass vor allem die Verfügbarkeit von fair gehandelten Produkten und die persönliche Norm zum Kauf dieser Produkte die Länderunterschiede erklären, während das verfügbare Einkommen keinen Erklärungsbeitrag leistet.