Abstract
Hintergrund: Polypharmazie stellt bei älteren und multimorbiden Patienten ein zunehmendes Problem dar und geht mit einer Steigerung der Morbidität, der stationären Behandlungsbedürftigkeit, von Pflegeheimeintritten, Mortalität und Kosten einher. Am häufigsten lösen Antikoagulanzien und Antidiabetika unerwünschte Arzneimittelwirkungen aus.
Reduktion der negativen Folgen einer Polypharmazie: Wirksame Maßnahmen hierfür sind eine systematische Bestandsaufnahme aller eingenommenen Medikamente, gefolgt von einer Bewertung jedes einzelnen davon bezüglich Indikation, Nebenwirkung, Dosis und besserer Alternativen. Dafür ist es entscheidend, sich Gedanken um die Priorität der Behandlungsziele und die Präferenzen des Patienten zu machen. Schließlich sind für eine erfolgreiche Intervention gegen Polypharmazie die gemeinsame Entscheidungsfindung und ein klarer Medikamentenplan erforderlich. Hierfür werden praktikable Instrumente vorgestellt.
Problembereiche: Den Nutzen und Schaden eines Medikamentes abzuwägen, ist nicht einfach, und nicht für jede Indikation stehen valide Daten oder Scores zur Verfügung. Ebenso anspruchsvoll ist die Kommunikation mit dem Patienten über Therapieziele oder Restlebenserwartung. Herausforderungen bleiben genug: das Problem der knappen Zeit für solche Gespräche; das Einbinden nichtärztlicher Berufsgruppen in diese Interventionen sowie deren Integration in die Software von Praxen und Krankenhäusern.
Resümee: Das kritische Hinterfragen von Medikamenten beim polypharmazierten, multimorbiden Patienten ist eine wichtige Aufgabe, die ganz im Zeichen der Qualitätsverbesserung medizinischer Versorgung steht.