Abstract
Einleitung:
Obwohl Sprachprozessoren für Cochlear Implantate (CI) wichtige Aspekte von Musiksignalen wie Melodie oder Timbre nur ungenügend repräsentieren, hören trotzdem
viele CI-Träger regelmässig Musik. Um die Unterschiede in der Musikwahrnehmung zwischen Normalhörenden und CI-Trägern genauer zu untersuchen, wurden elektrophysiologische Korrelate (auditorisch evozierte Potentiale) der Musik-Verarbeitung bei beiden Gruppen analysiert. Dabei interessierten folgende Fragen:
(1) Können bei kortikalen Messungen an CI-Trägern die Artefakte genügend unterdrückt werden, und welche Arten von Stimuli eignen sich dazu am besten?
(2) Zeigen die CI-Träger veränderte Potenziale (Amplitude, Latenz) oder eine veränderte Asymmetrie der Potenziale?
(3) Sind die Potential-Asymmetrie und das Lateralitätsmuster unterschiedlich bei einer linksseitigen oder rechtsseitigen Stimulation?
Methodik:
In einem ersten Schritt wurden den Probanden kurze Tonpaare vorgespielt, die entweder einen Halbton oder 1.5 Oktaven auseinander lagen. Der Frequenzabstand wurde sehr gross
gewählt, damit auch CI-Träger ihn gut hören können. Eines der beiden Paare war jeweils der Standardton (80% der Stimuli), das andere der Deviant (20% der Stimuli). Die Aufgabe war es, den Devianten zu erkennen (aktives Oddball-Paradigma). Gleichzeitig wurden die kortikalen Potentiale in 64 Kanälen aufgezeichnet. Die Stimulation erfolgte in beiden Gruppen nur monaural, je zur Hälfte links und rechts. Die CI-Artefakte wurden durch ICA (Independent Component Analysis) soweit wie möglich reduziert.
Ergebnisse:
Erste Ergebnisse zeigen, dass die CI-Artefakte durch ICA weitgehend unterdrückt werden können und somit auditorisch evozierte Potentiale (N1, P300) auch bei CI-Trägern klar
sichtbar sind. Ferner werden Unterschiede zwischen den Gruppen und zwischen links- und rechtsseitiger Stimulation diskutiert.