Abstract
Theoretischer Hintergrund: Die Arbeit der Einsatzkräfte verschiedener Berufsgruppen (Feuerwehrleute, Polizei und Rettungspersonal) kann zu einer sekundären Traumatisierung führen. Das sozio-interpersonelle Model der PTBS von Maercker und Horn (2013) unterstreicht die Wichtigkeit des sozio-interpersonellen Kontexts für Traumafolgephänomene. In der vorliegenden Studie wurden entsprechend die Zusammenhänge zwischen sekundärer PTBS und erlebter gesellschaftlicher Wertschätzung, dysfunktionalen Mustern beim Offenlegen von traumatischen Inhalten (Disclosure) sowie Co-Rumination in einer russischsprachigen Population untersucht. Co-Rumination, das parallel zum intrapsychischen Ruminieren für das Wiederholen negativer Inhalte im Dialog mit anderen steht, wurde bisher noch nicht im Kontext von Traumaverarbeitung erforscht.
Fragestellung: Ziel der Studie ist es zu untersuchen, ob Co-Rumination als interpersoneller Prozess zusätzlich zu den bekannten sozio-interpersonellen Variablen Disclosure und gesellschaftlicher Wertschätzung mit erhöhter post-traumatische Symptomatik assoziiert ist. Methode: Es wurden N = 168 Einsatzkräften in Weißrussland mit Hilfe von Fragebögen zu ihrer Symptomatik sowie den interessierenden sozio-interpersonellen Variablen befragt.
Ergebnisse: Die in die Regressionsanalyse einbezogenen Prädiktorvariablen klärten insgesamt bis zu 50.4 % Varianz der sekundären Traumatisierung auf. Die Variable Co-Rumination klärte zusätzlich 2 % der Gesamtvarianz auf.
Schlussfolgerung: Extensiver und wiederkehrender sozialer Austausch von negativen Inhalten, sogenannte Co-Rumination, ist in der Verarbeitung von traumatischen Erlebnissen mit erhöhter Symptomatik assoziiert und erweist sich dabei als von Disclosure und erlebter gesellschaftlicher Wertschätzung empirisch unterscheidbar.