Abstract
Intelligent planende und gut ausgebildete Täter agieren oft in einem Grenzbereich zwischen unredlichen Machenschaften und Kriminalität. Der Begriff "EconCrime", der die veralteten Termini "white collar crime" und "corporate crime" ablöst, wurde von Fischer & Hubschmid (2006) eingeführt: "Unter EconCrime versteht man die Verletzung strafrechtlich geschützter Wirtschaftsgüter mittels Verwendung komplexer Technologien oder spezialisierten Know-hows, wobei mit wenig Aufwand ein grosses Schadenspotential geschaffen wird." Der PricewaterhouseCopper Global Economic Crime Survey (2005) notierte seit 2003 eine weltweite Zunahme der Wirtschaftskriminalität um 8% auf der Basis einer Befragung von über 3’600 Interviews mit führenden Managern in 34 Ländern. Der Bericht zeigte, dass keine Branche von Betrügereien verschont bleibt. Unlautere Machenschaften und Delinquenz kommen aber auch in staatlichen Institutionen (Spitälern, Hochschulen, sozialen Einrichtungen) und in Non-Government Organisationen und Vereinen vor. Die Täter möchten leichter zu Ansehen, Ruhm und Macht gelangen oder sie wollen aus der Norm fallende Bedürfnisse befriedigen (z.B. Pädophilie und andere Paraphilien, Tötungswünsche durch Euthanasie, fanatische Ideen, Geltungssucht). So suchen sie die betreffenden Institutionen ihrer eigentlichen Aufgabe zu entfremden, um sie in kleine Königreiche umzuwandeln. Umgekehrt ist das Geld für Wirtschaftskriminelle auch nicht bloss Selbstzweck, sondern sie wollen sich damit ebenfalls Liebe und Anerkennung erkaufen.