Abstract
Die Medizin zählt zu den ältesten Errungenschaften menschlicher Kultur. Über Jahrtausende hinweg hat sie die Menschheit durch alle Kulturen begleitet, denn sie ist die Antwort auf eine elementare Seinsweise, die Abwehr der unverhofften Unterbrechung des Wohlbefindens, der Peinigung durch körperlichen Schmerz und der Furcht vor dem Tode. Insbesondere das Alter als letzter Lebensabschnitt, seine Gebrechen und der Tod haben Philosophen, Naturwissenschaftler und Ärzte auf den Plan gerufen, nach Zusammenhängen zu forschen, den Alterungserscheinungen, den Alterskrankheiten und dem Tod vorzubeugen. Der Gang durch die Geschichte der europäischen Gesundheitslehre zeigt eine Verflechtung mit Kultur, Religion und Philosophie, bis sich im 19. Jh. die Diätetik auf Diät, die Hygiene auf Technik und der Gesundheitsbegriff auf messbare Größen reduzierte, während Grundsätze wie Regelmäßigkeit der Lebensgestaltung, Maßhalten, Entspannung und Harmoniestreben in den Hintergrund gerieten. Meditation, Entspannungsübungen, der Wechsel von Ruhe und Bewegung, ästhetische Erholung und religiöse Entrückung sind demgegenüber bis heute Bestandteile der asiatischen Heilkunde geblieben, des Ayurweda und der traditionellen chinesischen Medizin. Die den asiatischen Heilmethoden zugeschriebenen Effekte erklären sich durch außergewöhnliche psychophysiologische Auswirkungen, die die moderne medizinische Forschung und Anti-Aging-Medizin erst wieder zu achten lernen.