Abstract
Die stetig wachsende kulturelle Diversität und die weltweite Versorgungslücke im Bereich psychischer
Gesundheit haben zu einem „Globalisierungs“-Anspruch an die Psychotherapie geführt, weshalb die kulturelle
Anpassung von evidenzbasierten Diagnose- und Interventionsverfahren zunehmend an Bedeutung gewinnt. Dieser
Beitrag stellt aktuelle Forschungsergebnisse aus dem Bereich der klinischen Kulturpsychologie vor. Anhand von zwei
Beispielen – ataque de nervios (Lateinamerika) und khyâl (Kambodscha) – wird dargestellt, wie sich psychische Störungen
in verschiedenen Kulturen präsentieren und wie solche kulturspezifischen Syndrome diagnostisch erfasst werden
können. Des Weiteren wird erläutert, welche subjektiven und wissenschaftlichen Erklärungsmodelle zur Entstehung und
Aufrechterhaltung psychischer Störungen in verschiedenen Kulturen bestehen. Und schließlich werden Methoden zur
kulturellen Anpassung von therapeutischen Verfahren beschrieben. Implikationen für die Praxis werden zu allen Bereichen
vorgeschlagen.