Abstract
Der Beitrag untersucht die Cracker-Szene – eine westeuropäische und US-amerikanische Heimcomputer-Subkultur der 1980er und frühen 1990er Jahre. Ihre Mitglieder setzten sich zum Ziel, die Kopierschutzmechanismen kommerzieller Software auszuhebeln und die modifizierten Kopien, versehen mit ihren eigenen Logos, weitflächig zu streuen. Anstatt diese Subkultur durch die Linse eines subversiven digitalen Aktivismus zu betrachten, fokussiert der Beitrag ihre »unternehmerischen« Aspekte und ihre mimetische Anähnlichung an die formelle Software-Ökonomie. Dies geschieht zum einen über die Untersuchung der personellen Verflechtungen zwischen Cracker-Szene und Firmen im Bereich Unterhaltungssoftware, zum anderen über die Analyse ihrer auf Wettbewerb, Effizienz und Monopolisierung ausgerichteten subkulturellen Diskurse und Praktiken. Die Cracker-Szene erscheint so nicht nur eng verflochten mit der Software-Industrie als ihrem scheinbaren Antagonisten, sondern auch als Resonanzboden für die neuen, in den 1980er Jahren aufkommenden Vorstellungen von Wirtschaft, Gesellschaft und Individuum.