Abstract
In diesem Beitrag der Zeitschrift „Gruppe. Organisation. Interaktion. (GIO)“ untersuchen wir die impliziten Theorien zur Führung von medizinischen ad-hoc Teams in Notfallsituationen und diskutieren diese im Hinblick auf aktuelle Forschungsergebnisse. Führung spielt in medizinischen ad-hoc Teams, insbesondere in Notfallsituationen, eine entscheidende Rolle. Die Entwicklung von Führungskompetenzen ist daher essentiell. Studien haben gezeigt, dass sich erfolgreiche Führungskräfte eher durch ihre innere Handlungslogik als durch ihren Führungsstil von weniger erfolgreichen Führungskräften abheben. Die Kenntnis dieser impliziten Theorien ist für die Entwicklung und Durchführung von medizinischen Führungstrainings von großer Bedeutung. In dieser Studie haben wir die impliziten Führungstheorien von 119 Anästhesisten/-innen und Pflegefachpersonen im Verlauf von Debriefings im Rahmen von Simulationstrainings erfasst und anhand eines Kodiersystems kodiert. Die anschliessende Analyse ergab 125 implizite Führungstheorien, die wir vier Themen zuordneten: Ambivalenzen in der Übernahme der Führungsrolle, Last der Führungsrolle, Führung durch Erfahrung sowie Erfolgsdruck beim Führen. Diese impliziten Theorien haben wir mit Blick auf die aktuellen Forschungsergebnisse zu Führung diskutiert und Empfehlungen für den klinischen Alltag sowie theoretische Implikationen abgeleitet.