Abstract
Die Lehren des Ani, obwohl einer der am längsten bekannten ägyptischen Weisheitstexte, sind in der Forschung bisher sehr vernachlässigt worden. Die vorliegende Bearbeitung will diese Lücke schliessen. Ein Vergleich der verschiedenen Handschriften ermöglicht es, die offene Überlieferung des Textes als Prinzip zu erkennen und daraus die editorischen Konsequenzen zu ziehen. Umfangreiche grammatische und orthographische Untersuchungen legen die Basis für eine verlässliche Übersetzung.
Der inhaltliche Kommentar ordnet die Aussagen des Textes in die allgemeine ägyptische Kulturgeschichte ein, wodurch sich wertvolle Einblicke vor allem in das Alltagsleben ergeben. Als Entstehungszeit der Lehre kann die frühe 19. Dynastie, als Zielgruppe ein aus unteren und mittleren Beamten bestehender Mittelstand vermutet werden. Zitatbeziehungen zu anderen ägyptischen Texten werden ebenso untersucht wie Verbindungen zu Nachbarkulturen. Dabei kann insbesondere die indirekte Abhängigkeit einiger Proverbienpassagen von Ani wahrscheinlich gemacht werden.