Abstract
Nicht selten entstehen rechtstheoretisch inspirierte Deutungen von geschichtlichen Prozessen der Rechtsentwicklung. Solche Ansätze sind nicht nur, aber gerade für die rechtshistorische Forschung hilfreich und fruchtbar. Das Werk von Thomas Vesting, über „Die Medien des Rechts: Buchdruck“ (2013) zählt zum Kreis solcher weitangelegten Deutungsentwürfe. Es macht eindrucksvoll deutlich, welche Chancen, aber auch Risiken mit rechtstheoretischen Meistererzählungen verbunden sind. Thomas Vesting hat einen eindrucksvollen Deutungsansatz zur wechselseitigen evolutorischen Beeinflussung von Medialität, Individualität, rechtlicher Normativität und deren Auslegung vorgelegt. Seine historischen Befunde provozieren allerdings zum Widerspruch, denn viele Einzelbefunde und Beobachtungen erfordern zumindest kritische Rückfragen. Für eine rechts- und verfassungshistorische Forschung ist Vestings Buch trotzdem wichtig – ist sie doch einmal mehr durch Werke wie dieses dazu aufgerufen, über die Möglichkeiten und Inhalte eigener langgestreckter Perspektivbildungen nachzudenken.