Abstract
Die sozialstaatliche Sorge um das Kindeswohl erfordert immer auch normative Entscheidungen über Elternschaft: Inwieweit erfüllen Eltern ihre Sorgepflicht? Unter welchen Umständen soll Eltern die Erziehungsautonomie abgesprochen oder die von ihnen praktizierte Elternschaft durch eine Fremdplatzierung unterbunden werden? Die rechtlichen Rahmungen entlasten sozialpädagogische Familienbegleiterinnen und -begleiter nicht davon, diese folgenreichen Entscheidungen situationsbezogen zu treffen. Aus einer autonomietheoretischen Perspektive stellt sich die Frage, unter welchen Bedingungen Sozialpädagogische Familienbegleitungen an einer Vulnerabilisierung der Eltern beteiligt sind, die der Selbstbestimmung der Eltern hinderlich ist und sich destruktiv auf die Familiendynamiken auswirken kann. Auf der Grundlage eines empirischen Beispiels aus einer ethnographisch angelegten Untersuchung zur Sozialpädagogischen Familienbegleitung in der Schweiz wird herausgearbeitet, wie sich in der fachlich unterstützten Bearbeitung von familialen Problemen solche Vulnerabilisierungsdynamiken zeigen können.