Abstract
Vor dem Hintergrund literarischer Auszüge aus dem Roman ´Le grand cahier´ von Ágota Kristóf werden in den folgenden Analysen theoretische Fragen nach der Regulierbarkeit von (unangenehmen) Emotionen diskutiert, die in der Kindheitsforschung bislang eher marginale Aufmerksamkeit erfahren haben. Wenn danach gefragt wird, wie Gefühle bearbeitet werden können, oder danach, ob und wie der Körper - zur Tilgung verletzender und schmerzender Gefühle - unter Kontrolle zu bringen sei, erweist sich die phänomenologische Unterscheidung zwischen Körper und Leib als relevant und aufschlussreich. Ausdifferenziert wird im Beitrag das Phantasma des absoluten Zugriffs auf den Körper - ein Zugriff, in welchem sich die kindlichen´ Protagonisten ihres eigenen Empfindens und ihres Leibes zu bemächtigen suchen. Sie verletzen sich selbst, um von Anderen nicht verletzt zu werden und um den umgebenden sozialen Bedingungen nicht mehr so machtlos ausgeliefert zu sein. So stehen im Beitrag Fragen der Regulierbarkeit der Gefühle im Fokus und damit die Regulierungsanforderungen in historischen und sozialen Kontexten.