Abstract
1.1 Hintergrund
Personen mit Opioid-Abhängigkeit sind eine COPD-Risikogruppe, welche im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung sowohl eine erhöhte Exposition gegenüber Tabakrauch als auch erhöhte Vulnerabilität gegenüber Kausalerkrankungen nach erhöhter Risikoexposition aufweist. Aufgrund der zu vermutenden nicht diagnostizierten Fälle, könnte die tatsächliche COPD Prävalenz im Patienten-kollektiv einer Opioid-Substitutions-Klinik daher durchaus höher als die momentan in der Literatur bekannten Prävalenzen, welche im Bereich zwischen 10%-17% liegen. Es soll mit dieser Arbeit, im Rahmen einer Vorstudie, die Machbarkeit einer breiten kliniküberschreitenden Studie für obengenanntes Patientenkollektiv untersucht werden.
1.2. Methoden
Opioid-substituierte Patienten einer suchtmedizinischen Poliklinik wurden direkt vom Arzt oder am Abgabeschalter für die Studienteilnahme angefragt und anschliessend in COPD-Risikogruppen eingeteilt. Der Schweregrad wurde anhand der Spirometrie-Werte (FEV1) in die nach GOLD (The Global Initiative for Chronic Obstructive Lung Diseases) Stadien I – IV unterteilt. Die Anzahl der letztjährigen Exazerbationen wurde erhoben. „COPD-Assessment Test“ (CAT-Score) und „Medical Research Council dyspnoea scale“ (MRC-Score) wurden ausgefüllt. Der geplante Zeitaufwand, die erstellten Fragebögen, der Ablauf und die Qualität der Spirometrien wurden überprüft. Eine deskriptive Auswertung der erhobenen klinischen Daten zu COPD Prävalenz, Risikofaktoren und Symptomen wurde erstellt.
1.3. Resultate
In insgesamt 6 Wochen konnten 23 von 40 angefragten Patienten rekrutiert und untersucht werden. Nur 3 Patienten haben eine Qualität A in der spirometrischen Untersuchung erreicht. Es wurde in 4 von 13 Spirometrien mit einer Qualität von A-C die Diagnose COPD gestellt (31%).
Basierend auf den Spirometrie Ergebnissen konnte für die repräsentative COPD Prävalenzstudie eine Stichprobengrösse von 140 Patienten errechnet werden.
Diese Stichprobengrösse ist notwendig um einen signifikanten Unterschied der COPD Prävalenz bei opioid-abhängigen Patienten im Vergleich zur Schweizer Normalbevölkerung demonstrieren zu können.
Die Patienten mit diagnostizierter COPD wurden nach Schweregrad aufgeteilt, sowie nach FEV1, MRC- und CAT-Score verglichen. In allen drei Klassifikationen fielen mehr als die Hälfte der Fälle in die höheren beiden Stufen (Gold 3 oder 4 bzw. C oder D). Die Raucherprävalenz lag bei 100%. Zwei Drittel der Probanden hatten bereits Rauchstopps hinter sich. Ebenso würden zwei Drittel der Studienteilnehmer ein Angebot eines therapeutisch begleiteten Rauchstopps nützen wollen.
1.4. Schlussfolgerung
Die Ergebnisse der Vorstudie zeigen eine Machbarkeit der Prävalenzstudie und lassen eine hohe Bereitschaft der Patienten zur Teilnahme an der Studie feststellen. Es wurden insgesamt 4 COPD-Diagnosen gestellt. Unsere Studie gibt Hinweise, dass die COPD Prävalenz wie vermutet höher als in der Allgemeinbevölkerung liegen könnte.
Die Qualitäten der Spirometrien waren sehr unterschiedlich, wir interpretierten dies in der unterschiedlichen Schulung der Prüfer, sowie dem unterschiedlichen psychischen und physischen Zustand der Teilnehmer. Aufgrund der kleinen Samplegrösse konnte der Einfluss von zusätzlichem inhalativem Drogenkonsum neben Tabak nicht beantwortet werden. Die totale Dauer des inhalativen Cannabiskonsums war im Vergleich zu den anderen Substanzen signifikant länger, sodass die anderen Substanzen eine vernachlässigbare Rolle spielten.
Wir konnten eine erstaunlich hohe Bereitschaft zu therapeutisch begleiteten Rauchstopps erkennen.
In der bevorstehenden Hauptstudie wird es notwendig sein, den Rekrutierungs-mechanismus so auszurichten, dass alle möglichen Patienten die gleiche Chance haben, angefragt zu werden, um den Selektions-Bias zu minimieren. Weiter wird die Qualität der Anleitung und Durchführung der Spirometrien optimiert und vereinheitlicht werden müssen.
Es konnte in dieser kleinen Untersuchungspopulation gezeigt werden, dass die COPD bei Patienten in substitutionsgestützter Behandlung (SGB) unter-diagnostiziert ist und die Patienten von einem Screening profitieren würden.