Abstract
Das Phänomen „Anrede“ ist ein vielschichtiges Thema und seit den 60er Jahren des letzten Jahrhunderts immer wieder Untersuchungsobjekt an der Schnittstelle zwischen sprach-, sozial- und kulturwissenschaftlichen Fragestellungen.
In der Arbeit wird auf empirischer Basis ein differenziertes Bild der Anredeverhältnisse im Serbischen in verschiedenen Alltagssituationen gezeichnet und der Anwendungsbereich gängiger Anredeformen des mündlichen Sprachgebrauchs beschrieben. Miteinbezogen werden auch neuere Tendenzen in der Anredeforschung, namentlich die Berücksichtigung des Interaktionskontexts und das damit einhergehende dynamischere Verständnis von Anredeverhalten. Anhand von mittels qualitativer Leitfaden-Interviews ermittelter metalinguistischer Daten zum Anredeverhalten von 19 Befragten sowie der Auswertung der Anredeformen einer populären serbischen TV-Serie (Vratiće se rode) zeigt die Autorin auf, wie bei der Wahl einer Anredeform individuelle Präferenzen mit sozialen und situativen Faktoren zusammenspielen. Ergänzt wird dieses Material durch einen Überblick über historische Entwicklungen der Anrede im Serbischen.