Abstract
In der Literatur zur Religionsgeschichte des Alten Ägypten finden sich vielfach Hinweise auf die vermeintlich fremdländische Herkunft des Gottes Sodu, da er auf Denkmälern der ältesten Zeit ganz im Habitus eines Asiaten dargestellt ist. Die Untersuchung versucht den Beweis dafür zu führen, dass der Gott Sopdu entgegen der Lehrmeinung früherer Zeit rein ägyptischen Ursprungs und seine Kultheimat im memphitischen Raum anzusiedeln ist. Die Belegliste für den Gott reicht von der Frühzeit bis in die griechisch-römische Zeit hinauf und legt in ihrer chronologischen Abfolge beredtes Zeugnis dafür ab, wie sich der Kult des Sopdu vom I. unterägyptischen Gau im Verlauf der altägyptischen Geschichte in das Ostdelta verlagert hat. Dort wird er in der Spätzeit als Hauptgottheit des XX. unterägyptischen Gaues (scil. Sopdu-Gau) verehrt. Darüber hinaus umfasst die Arbeit eine Abhandlung über den XX. unterägyptischen Gau und seine Topographie sowie eine Neuübersetzung der Inschriften des Naos des Nektanebis (Kairo CG 70021) aus der XXX. Dynastie. Zusammengesetzt wie die Teile eines Puzzle-Spiels vermitteln die überkommenen Zeugnisse ein umfassendes Bild des Gottes Sopdu und spiegeln seine vielseitigen Aspekte wider, die ihm durch alle Epochen der altägyptischen Geschichte hinweg seinen festen Platz innerhalb des ägyptischen Pantheons sicherten.