Abstract
Die Dissertation untersucht mit dem "Frühwerk" Michel Foucaults jene Texte aus Foucaults frühester Schaffensphase bis 1962, die sich chronologisch und thematisch um Histoire de la folie herum gruppieren lassen, und stützt sich dabei auch auf unpublizierte, teilweise noch kaum bekannte Primärquellen. Auf dieser Grundlage kann das "Frühwerk" nicht nur – wie allgemein bekannt – als Abrechnung mit der Psychologie, dem Humanismus oder der „abendländischen Vernunft“, sondern auch und vor allem als kritische Auseinandersetzung mit der Psychoanalyse, und das heisst mit Jacques Lacan, gelesen werden. Foucaults widerständige Haltung zur lacanschen Theorie erweist sich als eigentlicher fil conducteur durch seine frühen Texte, welcher gleichsam zwischen zwei Polen oder konträren Auffassungen des Verhältnisses von Wahrheit, Freiheit und Macht aufgespannt ist. Diese wesentliche Polarität des „Frühwerks“ gilt es detailliert herauszuarbeiten und daran anschliessend zu zeigen, wie sie auch das spätere Denken und Schaffen Foucaults prägt.
Abstract
This dissertation investigates Michel Foucault’s „early work”, meaning his writings from before 1962 which can be chronologically and thematically grouped around Histoire de la folie, and also takes into consideration some unpublished and partly unknown primary sources. On these grounds the „early work” can be read not only as reckoning with psychology, humanism or “Western Reason” but furthermore or even mainly as critical argument with psychoanalysis, i.e. with Jacques Lacan. Foucault’s resistance to lacanian theory proves to be an actual fil conducteur through his early texts which stretches between two poles or contrary conceptions of the relation between truth, freedom and power. This essential polarity of the “early work” shall be analyzed in detail in order to show subsequently how it also influences Foucault’s later work.