Abstract
Dieses Buch untersucht die Geschichte des Textes der biblischen Königsbücher in den letzten drei Jahrhunderten vor unserer Zeitrechnung. Die ursprüngliche Septuaginta lässt sich in 1-2 Kön dank einigen Textzeugen ziemlich gut abgrenzen. Da sie ihre hebräische Vorlage sehr wörtlich übersetzt, kann man diese annähernd genau rekonstituieren. Dabei stellt sich heraus, dass sie eine ursprünglichere Textgestalt darstellt als die im massoretischen Text bewahrte Form. Der Vorläufer des massoretischen Textes erklärt sich am besten als literarisch und theologisch veränderte Neuauflage der hebräischen Vorlage der Septuaginta. Diese Neuausgabe mag in der frühen Hasmonäerzeit (2. Hälfte 2. Jh. v.Chr.) entstanden sein. Die älteste erreichbare Textgeschichte der Königsbücher entspricht nicht zwei nebeneinander parallel laufenden Textformen (hebräische Vorlage der Septuaginta, Vorläufer des massoretischen Textes), sondern zwei sukzessiven Ausgaben von 1-2 Kön: zuerst die hebräische Vorlage der ursprünglichen Septuaginta, die durch die Neuausgabe abgelöst wurde, aus der die massoretische Textform hervorging.