Abstract
Wie kann man eine Idee datieren? In Zeit und Raum einordnen, ohne dass ihre lebende Dynamik eingeschränkt wird? Welche Möglichkeiten gibt es, mit alten, fremden Kulturen in Kontakt zu treten, ohne in Versuchung zu geraten nur sich selbst zu finden?
Dieses Buch nimmt sich zur Aufgabe exemplarisch anhand der Untersuchung des prominenten aber auch umstrittenen Denkmals Memphitischer Theologie auf theoretisch-methodischer und kulturwissenschaftlicher Ebene sowie auf traditioneller ägyptologischer Basis die vor genannten Fragen angemessen zu beantworten.
Das Denkmal Memphitischer Theologie wurde zwar immer wieder Gegenstand wissenschaftlicher Untersuchungen, niemals aber insgesamt dokumentiert und auf die Fragestellungen unseres heutigen Wissens hin bearbeitet. Ziel dieser "dichten Beschreibung" des in ägyptologischen und religionswissenschaftlichen Kreisen herausragenden Dokuments ist es, diese Lücke zu füllen.
Neue Erkenntnisse aus der Literaturwissenschaft, z. B. über das Text-Kontext Gefälle, werden angewandt, um zu einem erweiterten Blickwinkel zu gelangen. So wird die bekannte und umfangreichste Textquelle der kuschitischen Epoche, aus der gleichen Entstehungszeit der Memphitischen Theologie, die Siegesstele des Pije, erstmals als dessen vertexteter Kontext gleichfalls analysiert.
Herrschaft, Deutungsmacht und Repräsentationsprozesse jener kuschitischen Epoche werden dem Leser durch diese pluralistische Analyse in dynamischer Weise veranschaulicht.