Abstract
Der Begriff Gemeinschaft erlaubt es, anders als beispielsweise derjenige der Tradition, Religion im Hinblick auf eine konkrete Sozialform zu erfassen. Wer sich mit „religiösen Gemeinschaften“ beschäftigt, kann dabei auf eine bis auf die soziologischen Klassiker zurückgehende Geschichte der Auseinandersetzung mit den theoretischen und empirischen Implikationen des Konzepts, seiner Probleme und seines Nutzens zurückgreifen. In der Religionssoziologie stellt sich dabei insbesondere die Frage nach der Beziehung von Religion und Gemeinschaft sowie nach der Beziehung zwischen Gemeinschaft und Moderne. Inwiefern ist Religion auf die Sozialform Gemeinschaft angewiesen? Können Gemeinschaften in modernen Kontexten überhaupt bestehen? Im ersten Teil des Textes wird eine Grundlage erarbeitet, auf der religionssoziologisch sinnvoll von Gemeinschaft gesprochen werden und die genannten Fragen gestellt werden können. Dazu werden die wegweisenden klassischen Positionen, darauf Bezug nehmende Kritiken und Erweiterungen sowie Anwendungen des Gemeinschaftskonzeptes in der Religionssoziologie diskutiert. Im zweiten Teil wird anhand der Veränderungen in einem bestimmten Feld, den sogenannten Neuen religiösen Bewegungen, die Frage nach der Beziehung von Religion und Gemeinschaft unter den Bedingungen der Moderne gestellt.