Abstract
Vom Frühdynastikum bis in die Altbabylonische Zeit und später sind zahlreiche Terracotta-Modelle vorderasiatischer Wagen erhalten geblieben. Sie lassen sich in vier Grundtypen, die jeweils eine ein- und eine zweiachsige Variante haben, klassifizieren. Das Gros der Modelle wird in die Frühdynastische bis Frühaltbabylonische Zeit datiert. Zu Beginn der Altbabylonischen Zeit gibt es kaum noch zweiachsige Wagen, vorwiegend finden sich jetzt Modelle von Einachsern mit Scheibenrädern, Frontschild und Hinterbock oder bloßer Stehfläche. Dieses ist also das Material, das bei der Genesis des klassischen Streitwagens Pate gestanden hat.
Sechs Funktionen des Wagens werden unterschieden (Kult-, Last-, Reise-, Sport-, Jagd- und Kriegswagen), die mit den drei Grundtypen Planwagen, Frontschildwagen und Kanzelwagen abgedeckt werden. Die meisten Tonmodelle geben Jagd- oder Kriegswagen wieder. Die Tonmodelle selbst können als Spielzeug, symbolische Götterwagen im Kult oder als Grabbeigaben gedient haben.
Anhand eines sumerischen Textes der Ur III/Isin-Zeit können die sumerischen Wagentermini den einzelnen Bauelementen eines Wagens zugeordnet werden. Der Text der Šulgi-Hymne <A>, die von der Fahrt des Königs Šulgi von Ur nach Nippur an nur einem Tag berichtet, legt den Schluss nahe, dass Šulgi einen schnellen, leichten Wagen benutzt haben muss, wohl einen vom Typ Frontschildeinachser mit Hinterbock.