Abstract
Diese Studie behandelt die altorientalischen Ringgefässe, sowie die späteren Exemplare aus Zypern, Griechenland und aus dem Westen über eine Zeitspanne, die vom 4. Millennium v. Chr. bis zum 6. Jahrhundert v. Chr. reicht. Die irrtümlicherweise "Kernoi" genannten Gefässe bestehen aus einer meistens hohlen Ringbasis, die mit verschiedenen zoomorphen, vegetabilen oder sogar anthropomorphen Elementen geschmückt ist. Die Analyse der Fundkontexte, die ständig auf einen religiösen Zusammenhang hinweisen, zeigt, dass die Ringgefässe als Kultinstrumente im Rahmen eines Fruchtbarkeitsrituals sei es für eine Libation, sei es für einen rituellen Trank verwendet wurden. Gewisse strukturelle Unregelmässigkeiten sowie die ikonographische Vielfalt der Aufsätze auf dem Ring suggerieren eine zusätzliche Bedeutung als Abbild des Kosmos, wie ähnliche kosmische Darstellungen aus dem Alten Orient und aus Griechenland zu bestätigen scheinen. Das Gefäss und möglicherweise auch seine vielschichtige Bedeutung sind von Syrien-Mesopotamien über Zypern nach Griechenland und in den Westen von einer Kategorie von Kultspezialisten weitertradiert worden.