Abstract
Die vorliegende Studie überprüft die Hypothese, wonach die Ähnlichkeit zwischen Sprachlauten von L2 und L1 sich erschwerend auf den Ausspracheerwerb in einer Fremdsprache auswirkt. Als Beispiel dient dazu die Artikulation der deutschen Plosive /p t k/ und /b d g/ durch italienischsprachige Lernende. Im Rahmen eines didaktischen Experiments in Bellinzona (Schweiz) wurden 20 Schüler im Abstand von einer Woche zweimal beim Lesen von Sätzen aufgenommen. Um die Wirksamkeit von explizitem Ausspracheunterricht zu überprüfen, erhielten 10 Schüler ein spezifisches Training bereits vor der zweiten Aufnahme, die anderen 10 Schüler hingegen erst nachher. Die akustische Auswertung der Stimmeinsatzzeit (VOT) liefert Evidenz für die Schwierigkeit dieser ähnlichen Konsonanten. Tendenziell realisierten die Schüler stimmlose Plosive mit kurzer VOT und stimmhafte Plosive mit negativer VOT. Das explizite Training scheint nur eine geringe Wirkung zu zeitigen: insgesamt trat in beiden Gruppen keine signifikante Veränderung zwischen den beiden Aufnahmen ein. Immerhin wiesen 4 von 10 Schülern aus der Gruppe mit Aussprachetraining in der zweiten Aufnahme längere VOT-Werte auf.