Abstract
In der Geschichte der alttestamentlichen Forschung im 20. Jahrhundert stellt die These von der sogenannten Thronfolgegeschichte Davids sowohl einen Meilen- als auch einen Prüfstein dar. Leonhard Rost identifizierte in 2 Sam 9-20 und 1 Kön 1-2 das Thema der je und je verzögerten Thronfolge als literarischen Leitfaden der Erzählung und machte dadurch den Blick frei für ein kohärentes, als solches bis dahin unerkannt gebliebenes Erzählwerk der frühen Königszeit.
In den letzten Jahrzehnten ist besonders im Nachhall zur Pentateuchkrise auch die Rost’sche These der Thronfolgegeschichte nicht unverschont geblieben. Die Idee eines Geschichtswerks aus dem 10. Jh. v. Chr. erscheint heute vielen als ein unmögliches Postulat, und die literarische Selbstständigkeit der Thronnachfolgeerzählung wird mehr und mehr in Frage gestellt. Im Gefolge eines von der Schweizerischen Gesellschaft für orientalische Altertumswissenschaft im Februar 1997 in Bern veranstalteten Symposions stellen im vorliegenden Band namhafte Exegeten (E. Blum, W. Dietrich, O. Kaiser, S.L. McKenzie, Th. Naumann und J. Van Seters) ihre Interpretationen der Thronnachfolge Davids zur Diskussion. Ihre methodisch wie inhaltlich divergierenden Beiträge verdeutlichen die wesentlichen Optionen der gegenwärtigen Forschung zum Thema.