Abstract
Nach Möglichkeit vermeidet es Calvin, dem Menschen Willensfreiheit zuzuschreiben; wo er dennoch von Willensfreiheit spricht, ist die Bedeutung schillernd. Diese Untersuchung zeigt auf, dass sich dahinter nicht ungelöste Widersprüche verbergen, sondern zum einen eine nach >>Heilsständen<< differenzierte Wahrnehmung dessen, wie es um die Willensfreiheit des Menschen bestellt ist, und zum anderen der Konflikt zwischen einem von Calvin positiv besetzten Verständnis von Willensfreiheit als der Möglichkeit, aus den rechten Gründen das Gute zu wählen und seiner berechtigten Befürchtung, dass gemeinhin unter Willensfreiheit etwas anderes verstanden wird, nämlich die Fähigkeit, eigenmächtig zwischen Gut und Böse zu wählen