Abstract
Die linguistische Gesprächsforschung kann als eine Form der Selbstreflexion von Menschen auf die Formen und Strukturen ihres Umgangs miteinander betrachtet werden. Der gesprächsweise Umgang war allerdings auch schon vor der modernen Gesprächsforschung Gegenstand gelehrter wie gesellschaftlicher Aufmerksamkeit. So räumt etwa die seit dem 17. Jahrhundert zunehmend umfangreichere Umgangsliteratur dem Gespräch grundsätzlich viel Raum und kritische Betrachtungen ein. Anhand unterschiedlicher Text- und Bildquellen, vorwiegend aus dem 17. und 18. Jahrhundert soll gezeigt werden, dass Gespräche und einzelne Gesprächsformen nicht nur als kommunikative Gattungen zu beschreiben sind, d.h. als Muster interaktiven Handelns, die sich aufgrund immer wiederkehrender Aufgaben in einer Gesellschaft ausgebildet haben, sondern dass Gespräche – jenseits sachfunktionaler Bedürfnisse – immer auch Objekte kultureller Zurichtung und sozialsemiotischer Prägung sind. Der nachfolgende Text versteht sich entsprechend auch als punktueller Beitrag zu einer Kulturgeschichte des Gesprächs.