Abstract
Social Media nehmen in den Medienrepertoires der Newsnutzer einen wachsenden Stellenwert ein. 2018 gaben 50% der Schweizerinnen und Schweizer an, innerhalb der «letzten Woche» News via Social Media konsumiert zu haben. Für 10% der Befragten sind sie die Hauptquelle für Nachrichten, bei den 18- bis 24-Jährigen bereits für 24%. Dies führt zu einer wachsenden Plattformisierung der öffentlichen Kommunikation: Vor allem Facebook und Google bestimmen mit, wie News verteilt und konsumiert werden. Nachrichten werden online immer stärker emergent, das heisst über Social Media und Suchmaschinen und nicht mehr markengestützt entlang von gebündelten Gesamtangeboten auf Newssites wie nzz.ch, letemps.ch oder Blick.ch genutzt. Obwohl die Schweiz im internationalen Vergleich nach wie vor ein hohes Markenbewusstsein aufweist, zeichnen sich heute bereits 23% der Nutzer durch einen vorwiegend emergenten Medienkonsum aus. Der Typus des emergenten Mediennutzers ist vor allem bei jüngeren Mediennutzern ausgeprägt. Um der wachsenden Newsnachfrage gerecht zu werden, haben die Schweizer Informationsmedien im Verlauf der letzten Jahre ihr Angebot auf Social Media laufend ausgebaut. Dabei sind Facebook und Twitter die präferierten Kanäle, während neuere Formate wie Instagram und Snapchat noch wenig bewirtschaftet werden, obwohl deren Nutzung insbesondere bei jungen Erwachsenen substanziell ist. Auf Facebook setzen die Schweizer Informationsanbieter auf unterschiedliche Inhalte. Boulevard und Pendlerzeitungen gewichten Softnews stärker, während die Abonnementszeitungen und der öffentliche Rundfunk auf Hardnews fokussieren. Dabei sind die Angebote von 20 minutes und 20 Minuten gemessen an den Nutzerreaktionen am erfolgreichsten. Aufgrund seiner Nutzerstruktur als Elitenetzwerk korrespondieren die Reichweiten der Medien auf Twitter nicht mit denjenigen der Facebook-Auftritte. Besonders die Artikel der Leitmedien NZZ und Le Temps werden auf Twitter wegen ihrer hohen Relevanz von Usern in der Schweiz und im Ausland häufig genutzt. Doch mit der entsprechenden Themensetzung erzielen auch regional ausgerichtete Medien ein grosses Publikum. Die Basler Zeitung erreicht beispielsweise mit ihren Artikeln über die Flüchtlingspolitik von Angela Merkel und einer islamkritischen Berichterstattung viele rechtskonservative User in Deutschland. Social Media ermöglichen so einerseits die internationale Verbreitung von News und die Erschliessung neuer Nutzermärkte im Ausland. Andererseits erhöht der emergente Medienkonsum via Social Media in Communitys mit starker politischer Orientierung das Risiko für die Entstehung von Filterblasen.