Abstract
In einer biographisch-philologischen Lektüre von Goethes Trilogie der Leidenschaft (1827) wird die dichterische Verarbeitung von Leiderfahrungen als mögliche Strategie ihrer Bewältigung untersucht. Wegleitend sind dabei die in Psychoanalyse und Literaturwissenschaft diskutierten Fragen, wie ein Mensch in der Retrospektive ein angemessenes Verhältnis zu eigenem Leid entwickeln kann, ob und wie es Goethe gelingt, durch die literarische Verarbeitung von persönlichen Enttäuschungen und Verletzungen zu einer versöhnlich-souveränen Haltung zur eigenen Vergangenheit zu gelangen, welches die adäquate Form der Darstellung von Leid ist, und inwiefern durch literarische Verdichtung Individuelles und Persönliches transzendiert und als Allgemeines mitteilbar gemacht werden kann.