Abstract
Psychotische Störungen können sich über einen längeren Zeitraum hinweg entwickeln. Betroffene bemerken meist schon lange Zeit vor dem Ausbruch der Erkrankung Veränderungen in ihrer Wahrnehmung, kognitiven Leistungsfähigkeit und sozialen Fertigkeiten. Die Forschung zur Früherkennung von Psychosen hat diese beeinträchtigenden Veränderungen intensiv untersucht. So ist der Begriff der „At Risk-Symptome“ entstanden. At Risk-Symptome sind erste subtile Veränderungen im Denken, der Stimmung und der Wahrnehmung, die zwar noch nicht die Qualität von psychotischen Symptomen haben, jedoch bereits einen eigenen Krankheitswert aufweisen (Miller et al., 2003; Schultze-Lutter & Koch, 201 0). Verschiedene Kliniker und Forscher haben dafür plädiert, dass bereits At Risk-Symptome behandelt werden sollten, unabhängig von der Übergangsrate in eine psychotische Erkrankung, da der Leidensdruck ausreiche, um eine Behandlung zu rechtfertigen (z.B. Bertolote & McGorry, 2005; Correll, Hauser, Auther & Cornblatt, 201 0; Fusar-Poli, Yung, McGorry & van Os, 2014; Schmidt et al., 2015). Weltweit sind in den letzten Jahren Früherkennungszentren für Psychosen entstanden, die sich die Frühintervention zum Ziel gesetzt haben.