Abstract
Die Autorin beklagt einen Zerfall methodischer Standards in der Geschichtsforschung. Unter dem Einfluss von Relativismus und Konstruktivismus hätten sich dort Gebräuche eingeschlichen, die im Journalismus untragbar wären. Sie werfen Fragen nach der Abgrenzung zwischen wissenschaftlichem Vorgehen in der Text- und Bildauslegung und dem unwissenschaftlichen Obskurantismus auf. Mit schwammigen Vorgaben setze die Schweizerische Gesellschaft für Geschichte (SGG) den Fehlanreiz, JungforscherInnen zu belohnen, die aufsehenerregende, aber unbelegte «Befunde» fabrizierten. Professoren könnten diese später risikolos in ihre eigenen Monografien einbauen. Geschichtsklitterung und ungenügende Betreuung würden damit reingewaschen. Der Nachwuchs müsse sich hingegen einem verzerrten Wettbewerb stellen oder sich dem Risiko rechtlicher Schritte aussetzten. Zwei Analysen von neueren Arbeiten aus der Wissenschafts-Geschichte ermöglichen einen Blick in die Werkstatt und deren überraschende «Insider-Methodik». Die Autorin konstatiert, es habe sich in den letzten Jahrzehnten eine leichtfertige Verdachtshermeneutik ausbreiten können. Sie fordert mehr Transparenz in der Datengrundlage und eine öffentliche Diskussion in Kenntnis der Produktions-Umstände solcher Publikationen.