Abstract
Die mit dem Begriff ‚Diversity‘ in erziehungswissenschaftlichen und sozialpädagogischen Diskursen vertretenen Ansprüche und Voraussetzungen müssen kritisch daraufhin befragt werden, in wie weit sie Macht- und Herrschaftsverhältnisse reproduzieren. Eine Verfestigung des vermeintlichen „Anders-Sein“ der mit Diversity angesprochenen „Anderen“ ist dabei ebenso problematisch wie die mit Diversity-Semantiken einhergehende Tendenz, dass emanzipationspolitische Inhalte schwinden, eine ‚Ent-Nennung‘ von Herrschaftsverhältnissen stattfindet oder Ökonomisierungspraktiken einsetzen können. ‚Diversity‘ in einer reflexiven und kontextbezogenen Weise so zu wenden, dass sich Kindern und Jugendlichen sowie ihren Familien unter den Bedingungen gesellschaftlicher Macht- und Herrschaftsverhältnisse Räume für Befähigung öffnen, kann als eine der zentralen Aufgaben einer herrschaftskritisch auf ‚Diversity‘ reflektierenden Kinder- und Jugendhilfe formuliert werden, die ihren eigenen, genuin sozialpädagogischen Verstrickungen und Verhaftungen nicht aus dem Weg geht.